Ein Weihnachts-Impuls der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau
Wie de Opa Kall seine Enkelscher ma die Weihnachdsgeschischt erzählt hat | DAS EVANGELIUM NACH MATTHÄUS (Matthäus 1, 18 bis 2,23)Jesu Geburt 18 Die Geburt Jesu Christi geschah aber so: Als Maria, seine Mutter, dem Josef vertraut war, fand es sich, ehe er sie heimholte, dass sie schwanger war von dem Heiligen Geist. Kapitel 2 Die Weisen aus dem Morgenland |
![]() Foto: Birgit Winter (pixelio) |
Das Evangelium nach LukasJesu Geburt 1 Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. |
![]() Foto: Paul Fleet (fotolia) |
UFO-Kontakt Die Nachricht verbreitet sich in Windeseile: Ein unbekanntes Flugobjekt nähert sich der Erde. Nach den neuesten Berechnungen der NASA wird es genau an Heiligabend die Erde erreichen. Was da heranrast, ist kein weihnachtlicher Komet, sondern vollkommen dunkel, aber auch kein Meteorit, denn die Weltraumbehörde hat Lenkbewegungen festgestellt. Da sitzt jemand drin! Also haben die Ufologen doch recht! Diese Verrückten, die uns seit Jahrzehnten weismachen wollen, wir würden ständig von unbekannten Flugobjekten beobachtet, von grauenhaften Wesen aus dem Weltraum. Der Weltuntergang steht bevor. Und es kann sich nur noch um Stunden handeln! von Hans Genthe |
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Durch den Schornstein oder durchs Fenster? „Stille Nacht, heilige Nacht“, sang die Gemeinde zum Abschluss des Gottesdienstes. Die Schafe und Hirten kauerten dazu friedlich vor der Krippe. Maria und Josef schauten stolz in die Menge. von Erika Richter |
![]() Foto: Elisabeth Patzal (pixelio) |
Große Erwartung
Viele Menschen nehmen sich nicht wirklich Zeit um mir zuzuhören und manche Menschen wollen mir überhaupt nicht zuhören. Vielleicht liegt das daran, dass ich eine Weihnachtskugel bin.
von Stefanie Bernecker |
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Bedenk, wenn du singstMacht hoch die Tür, die Tore weit, sangen sie in der niedrigen Stube, und einer der jungen Leute hielt eine brennende Kerze. Es kommt der Herr der Herrlichkeit, ein König aller Königreich, sangen sie und eine alte verwitterte Frau hörte zu. Ein Heiland aller Welt zugleich, der Heil und Leben mit sich bringt, sangen sie und eine junge Frau strich sich mit schmutzigen Händen über die schmutzige Schürze. Derhalben jauchzt, mit Freuden singt, gelobet sei mein Gott, sangen sie und ein verschmiertes Kind starrte sie an mit groß aufgerissenen Augen. Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, das Herz zum Tempel macht bereit, sangen sie, müde schon, und ohne genau zu bedenken, was sie sangen. So kommt der König auch zu euch, ja Heil und Leben mit zugleich, sangen sie, wie sie schon in einem Dutzend niedriger Stuben gesungen hatten. Komm, o mein Heiland Jesu Christ, sangen sie. Und er kam. Die Türe ging auf, er kam und schwankte, ein taumliger Riese, er kam und zog die Türe hinter sich zu, er hielt sich an der Türfalle fest und begriff vorerst nichts, mit stumpfen Augen glotzte er in die niedrige Stube, die voll war von Menschen, glotzte, an die Türe gelehnt, begriff nichts, aber auf einmal bewegte er sich, übertrieben und plötzlich, er kam und schubste sich, Hände voran, durch die Sänger und versuchte, die Rechte eines jeden zu finden, die Zunge stolperte über Dankesworte, sein rechter über den linken Fuß. Die Alkoholfahne wehte aus sabberndem Mund, dann hielt er sich wieder fest, zufällig an einem Fensterriegel, rülpste, schnitt unerklärlich Grimassen und wandte den Kopf zur Seite, man wusste nicht, drängte es ihn zu heulen oder war ihm zum Brechen übel. Vielleicht beides zusammen. Erschrocken begannen die Sänger, wieder zu singen, sie sangen ein anderes Lied, sie sangen presto-prestissimo, heut schließt er wieder auf die Tür, sangen sie und der Riese hing unberechenbar am Fensterriegel, zum schönen Paradeis, sangen sie und er verdrehte die Augen, die Stirnader schwoll, als platze er demnächst vor Zorn, der Cherub steht nicht mehr dafür, sangen sie. Aber er stand, er hing am Fensterriegel und schwankte, aber er stand, Gott sei Lob, Ehr und Preis, sangen sie, das Herz zusammengepresst und mit kurzem Atem vor Angst, er bewegte den struppigen Schädel dazu, doch war nicht deutlich, nickte er Zustimmung oder stieß ihm was auf. »Schöne Weihnachten«, das wünschten die Sänger und schoben einander zur Türe hinaus. Er blabberte etwas. Die alte Frau verwitterte noch mehr, die junge hielt ihren Kopf gesenkt. Affen, hat er gesagt, behaupteten auf der Straße die einen, nein Amen, sagten die andern. Vielleicht beides, wer weiß, Gott weiß es, Welt ging verloren, doch morgen ist Weihnachten, Christ ist geboren. von Kurt Marti |
Wie de Opa Kall seine Enkelscher ma die Weihnachdsgeschischt erzählt hatWeihnachde uff Hessisch - zum Anhören |
| Es is werklisch schon arch, arch lang her. Un es sin schon ganz annere Sache gewese in de Zwischezeit. Trotzdem: Was da bassiert is, des werd nie vergesse wern. Also: des ganze duht sisch im Heilische Land abschbiele, e bissi unnerhalb von Jerusalem, in em klaane Dorf namens Brothause – oder wies rischtischer uff Hebräisch haaßt: Bethlehem. Aber los geht die Geschischt a ganz Stick fort von Bethlehem, nämlisch in em annere Dorf namens Nazareth. Von da is eines Taaches e Päärsche uffgebroche un hat sisch uf den weide Weesch nach Bethlehem gemacht, als Rischtung Süde. Des is – saache mer ma – so weid wie von Fulda nach Wisbade. Runde hunnertfuffzisch Kilomeder. Un des Ganze zu Fuß, misst er wisse – weil: Audos hads da ja noch net gebbe. Des was die Sach ach net einfacher gemacht hat, war, dess des Mädsche, also die jung Fraa, im neunde Monat war. Maria hat se gehaaße un ihrn Lover hat Josef gehaaße, des war en Schreiner. Warum die nach Bethlehem mussde? Tja, damals ham se, also de Kaiser un sei Beamde des scheints net annersder hiekrieht. Sie wollde wisse, wieviel Leud im Heilische Land lebe un da ham se verfüscht: jeder sollt sisch da melde, wo sein Vorfahrn deham gewese sin. Was en Umstand! Un der Schreiner, der Josef also, der hat sein Stammbaum bis uf de berühmde Könisch David zurückführn könne. Un der kam hald aus Bethlehem. Un dann isses komme, wies komme musst: grad als se nach einische Daach Fußmarsch in Bethlehem aakomme sin, kriht die Maria Wehe! Oh weh, o weh! Erschend son mitleidische Mensch hat se dann in ere Hütt cambiern lasse – weil alle normale Zimmer beleescht warn, halt wesche dere halbe Völkerwanderung, wo die Zählung ausgelöst hadde. Des war e bissi wie bei der Frankforder Buchmess heudzudaach. Also enei in de Schuppe, bissi Stroh uffgeschütt, des Kind krieht un in die Windele gewickelt, die wo se vorsischtshalber dehaam schon aagepackt hatte. Fer alle Fälle. Maria hat des Bobbelche grad an de Brust, da hat der Josef den Rindviehchern die Fudderkripp gerippt un aageschleppt. Als Wiesche fers Kind. Des war hald son Praktiker, der Schreiner, nach dem Moddo: Es gibt immer was ze dun! Aber dann. Grad habbe se gedacht, se hätte ihr verdient Ruh nach de ganze Uffreschung, da klobbts an de Dür. „Ja bidde?“ fraachd der Josef noch, aber da sin se schon eneigedabbt in die gut Stubb: e Handvoll Schafhirde un annere dunkle Gestalde. „Ei Guude un Schalom“ – un se hädde da was geheert, sacht der aane, son ganz Alde, dess des Bobbelsche da ema was ganz was Besonneres wern würd. Un der annere maant, uffem Acker drauße wär grad en Engel bei ihne gewese un hätt se hergeschickt, weils jetz, also mit dem Kindsche da, weils jetz iwwerall Friede gebbe würd. Un en dritter fraacht, ob se erschendwie was helfe könnde, wo se schon ma da wärn. Aber dann sin se all mit eim Ma ganz still worn. Un ham nur des Kind aageguckt. Un sin so ihre Gedanke nachgange. Un der ersde hat dann so e ganz aales Gebet in sein Bart gesproche, „Ehr sei Gott obbe im Himmel. Un uff der Erd solls Friede wern.“ Da isses der Maria ganz warm ums Herz worn, un aach dem Josef isses erschendwie feierlisch gewese. Jedenfalls hadder ganz heiser „Amen“ gesacht, sisch geräusbert un die ganze Leud wieder aus de Hütt enaus komblimendiert. Schließlisch muss mer doch an so nem Daach, wo Weihnachde un Gebordsdaach uffenanner fällt, erschendwann aach ema zur Ruh komme! © Helwig Wegner-Nord |
Foto: canicula (fotolia) |
| Weihnachten trotz BaumJedes Jahr am 23. Dezember lag Opa halb im, halb unterm Baum. Daumen und Zeigefinger am Baumständer. Genauer: am verrosteten Verschlussmechanismus. Nach einer Dreiviertelstunde brauchte Opa Pflaster und der Baum stand endlich schief. Weihnachten war bei uns das Fest der schrägen Tannenbäume. Der rot gepiekten Hände. Und der auf rätselhafte Weise verschwundenen Krippenfiguren. Als Kind war mir klar: Weihnachten hat etwas Vergebliches. Erst recht dann, wenn dem Baum die Spitze aufgesetzt wurde. Von Christian König |
![]() Foto: Stephan Krebs |
| Figuren aus dem KartonDer Karton steht unten im Keller. Da, wo man nur ein Mal im Jahr hinkrabbelt. Aus grüner Pappe, die Seiten sind eingerissen. Oben drauf ein Schriftzug: »IMI. Von Christian König |
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Wie’s weitergeht. »Was machen wir hinterher?«, fragt der Kabarettist Hanns-Dieter Hüsch. Was machen wir nach Weihnachten? »Glotz nicht in den Himmel, hier unten hast du’s«, rät Martin Luther. Alles Glück und allen Schlamassel. Beides ruft nach Standhalten. Dankbar wahrnehmen, was an Gutem im eigenen Leben schon da ist. Gott alarmieren, wo es nottut. von Christian König |